Ponholz

Ponholz und die „Alte Post“, Postwesen, Goethe und mehr

Die früheste bekannte Erwähnung des Dorfes Ponholz datiert aus dem Jahr 1327. Damals wird der Ort als „Banholz“ oder „Banholze“ in einer Urkunde als „wittelsbachisches Erbe“ in der Grundherrschaft der „Steflinger“, einem Zweig des damals in der Oberpfalz recht bedeutenden Geschlechts der „Hohenburger“ genannt. Der Ortsname weist die Siedlung als von Bann- bzw. Schutzwald umgeben aus. Der Begriff „Bann“ oder „Bannwald“ stammt aus dem Mittelalter und bezeichnet ein Waldgebiet, in dem sich der Landesherr das Recht auf Nutzung (Forstbann) ausnahm. Galt dies zunächst nur für die Jagd und Fischerei (Jagdbann), kam später auch der Wald (Wildbannforst) hinzu. Der „Ponholzer Forst“, heute noch Staatswaldung, war bis vor wenigen Jahren „außermärkisches Gebiet“, gehörte also keinem der angrenzenden Gemeindegebiete an. Die Schreibweise veränderte sich im Verlauf der Jahrhunderte von „Banholz“ über „Bonholz“, „Bonnholz“ zu „Ponholz“.

Das Jahr 1764 katapultiert dann Ponholz regelrecht aus dem Dunkel der Geschichte heraus, es wird zu einem bedeuteden Dienstleister im damaligen Postwesen. Zwar durchquerten schon seit dem frühen Mittelalter kaiserliche Kuriere und Postillione die Oberpfalz. Aber das Land gehörte damals noch zur Kurpfalz und orientierte sich nicht nach Süden, sondern nach Nürnberg und Prag. Poststraßen verbanden die Freie Reichsstadt Regensburg, ausgehend vom „Postthürl an der Steinernen Brücke“ über Kürn, Nittenau, Bruck, Rötz, Waldmünchen mit Prag bzw. aus Nürnberg kommend über Amberg, Schwarzenfeld, Bruck, Waldmünchen weiter nach Prag. Mitten im Dreißigjährigen Krieg fiel die Oberpfalz dann aber an Bayern. Ergo musste die damalige Hauptstadt der Oberpfalz Amberg näher an die Residenz in München heranrücken. Tag und Nacht beförderten Postreiter ihre Depeschen auf den vorgenannten Poststraßen über Kürn, Bruck, von da weiter nach Schwarzenfeld nach Amberg und umgekehrt. Den gewaltigen Umweg auf dieser Trasse (neun Postmeilen = 68 km) nahm man noch 100 Jahre in Kauf, weil die Oberpfalz, das einstige „Ruhrgebiet des Mittelalters“, durch den Krieg ausgeblutet darniederlag, die Bevölkerung größtenteils tot, die Äcker, Felder und Städte ruiniert. In München dachte so niemand daran, für diesen bettelarmen, öden Landstrich eine Hand zu rühren oder gar eine Art „Marschallplan“ aufzulegen.

Erst 1740 griff man daher die Pläne für eine Direttissima zwischen Regensburg und Amberg auf. Es entstand die neue Poststraße „Regensburg, Stadtamhof, Zeitlarn, Regenstauf, Burglengenfeld, Teublitz, Schwandorf, Amberg“. Pirkensee erhielt zunächst die Posthalterei. Ab 1747 nahm die Wichtigkeit dieser Trasse noch zu, weil ab Schwandorf eine zusätzliche Strecke nach Hof, Plauen und Dresden entstand. 1764 bringt der Pirkenseer Posthalter Wolfgang Laßleben dann das kurpfälzische Dorf „Bonnholz“ als Standort für eine neue Poststation ins Spiel: „Liegt genau vier Stund von Regensburg und vier Stund von Schwandorf“. Das Vorhaben basierte darauf, dass der Weg durch den „Sauforst“ nach Teublitz viel kürzer war als die „Chaussee“ über Pirkensee, Burglengenfeld nach Teublitz.

Laßleben kaufte schnell einen Bauernhof in Ponholz, auch um seinen Widersacher, dem Landsassen auf Leonberg und Pirkensee, zuvorzukommen, der Gleiches im Schilde führend, gleich das ganze Dorf Ponholz erwerben wollte. Laßleben machte dann aber das Rennen, weil sein „Chef“, der Reichspostmeister Ferdinand Thurn und Taxis erfolgreich bei Kurfürst Karl Theodor von der Pfalz intervenierte, indem er diesem eine „bequemere neue Route“ durch den „Sauforst“ versprach, die noch dazu der Posthalter auf eigene Kosten herrichten würde.

1766 begannen die Bauarbeiten für das neue Ökonomiegebäude in Ponholz. Nach zweijähriger Bauphase stand der zweistöckige Bau mit Korbbogen am Eingangstor, runden Nischen im Obergeschoß und einem breiten Zwerchgiebel. Den weitläufigen Wirtschaftstrakt brach man 1968 ab, wobei das Abbruchmaterial in den Unterbau des wegen des Autobahnbaues verlegten Leonberger Sportplatzes wanderte.

Mit der Fertigstellung begannen auch schon die wirtschaftlichen Probleme für die Posthalterei. Die Nähe zur Freien Reichsstadt Regensburg (nur zwei Postmeilen) ließ viele Reisende gleich dorthin weiterfahren. So blieben in Ponholz meist nur Brosamen hängen. Schwandorf erwirtschaftete beispielsweise zehnmal so viel Erträgnis. Die Ponholzer versuchten dies durch Zusatzverdienste zu kompensieren. Sie errichteten am heutigen Erlenweg eine Schmiede und Wagnerei, wo sie ab 1782 kaputte Wagen und Räder reparierten.

1804 beantragte die Poststation die Konzession für ein Brauhaus, weil, „die zuständige Schloßbrauerei in Leonberg sottet im Sommer weißes untrinkbares Gerstenbier“ (Anmerkung dazu: zu Beginn des 19. Jahrhunderts ändert sich der Geschmack der Biertrinker hin zu untergärigen Biersorten wie Dunkles und später Helles. Niemand mochte mehr obergärige Biere. Der Weißbierkonsum kommt nahezu vollständig zum Erliegen und erholt sich erst wieder ab 1970). Der Antrag für ein Brauhaus wird damals noch abgelehnt. Aber Jahre später gelingt es eine Brauerei und sogar eine Schnapsbrennerei aufzubauen.

1806 wird Bayern „Königreich“ und König Maximilian I. und sein Minister Montgelas gehen sogleich daran, das Postwesen zu verstaatlichen. Damit endet das von Thurn und Taxis gelenkte Postwesen. Ob die „Poststation Ponholz“ im staatlichen Postwesen noch einige Zeit eine Rolle spielte, wäre noch zu erforschen. Aber auch ohne Beantwortung dieser Frage, lässt sich sagen, das Postkutschenzeitalter galoppierte in rasender Geschwindigkeit seinem Ende entgegen. Die Industrialisierung bahnte, ihrem neuen Flaggschiff „dem Dampfross“, unaufhaltsam den Weg. Die „Alte Post“ überlebte letztendlich nur als Gutshof bis in unsere Tage.

Den Ort Ponholz bringt die Postgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts allerdings mit der Einführung der Eisenbahn wiederum in alle Munde. „Post Ponholz“ heißt es auf Briefen und Karten in vielen Orten der Region, weil der Bahnhof für sehr viel längere Zeit als die frühere Posthalterei die Post beherbergte.

Das Industriezeitalter, welches die Region nachhaltiger prägte als irgendeine andere Zeit, schuf im 19. Jahrhundert jene „Eiserne Stadt“, deren Schicksal es einmal sein sollte, Leonberg, Pirkensee und Ponholz, deren Gemeinwesen durch das Verschwinden des Feudalismus bzw. nach dem Wegfall der Post auslaugten, aufzusaugen.

Da aber die Stadt Maxhütte-Haidhof hundert Jahre zuvor, wie weiland Eva aus der Rippe des Adam, selbst aus diesem Leib der hiesigen Region geschnitten worden war, wuchs letztendlich nur wieder zusammen, was schon immer zusammengehörte.

Heute ist Ponholz, wie auch die vier anderen früheren Gemeinden Ibenthann, Meßnerskreith, Leonberg und Pirkensee, ein wichtiger Bestandteil der Stadt Maxhütte-Haidhof, einer Kommune, die nach dem Niedergang der einst die Region formenden „Maximilianshütte“ ihren Weg in die Zukunft sucht.

Quelle: Manfred Henn