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05.11.2021

Gesunder Boden bringt gutes Grund- und Trinkwasser

Feldtage der Kooperation Trinkwasserschutz Oberpfälzer Jura widmen sich dem Boden.

Den Trink- und Grundwasserschutz hat sich die seit gut 16 Jahren bestehende Kooperation Trinkwasserschutz Oberpfälzer Jura auf die Fahne geschrieben. Elf Wasserversorger gehören inzwischen diesem Zusammenschluss an, der ein besonderes Augenmerk auf die Zusammenarbeit mit den Landwirten legt. So stand Ende Oktober bei drei Feldtagen in den Gemeinden Maxhütte-Haidhof und Hemau – beim Wasserversorger Maxhütte-Haidhof in Pirkensee, Wasserversorger Zweckverband Jachenhausener Gruppe in Aichkirchen und Wasserversorger Zweckverband Hohenschambacher Gruppe in Hohenschambach - besonders der Boden als Thema im Mittelpunkt. Landwirte, Vertreter von Wasserversorgern und der Landwirtschaftsämter wohnten dabei den Vorträgen und den Schauversuchen auf den Feldern der drei Projektbetriebe bei.

Der 1. Vorsitzende der Kooperation Franz Herrler wies in seiner Begrüßung auf die ab 2023 verbindliche Trinkwasserverordnung hin, die mehr Untersuchungen nötig machen wird. Ebenso betonte er die Bedeutung des Bodens – unter anderem auch für die Grundwasserneubildung. „Der Boden ist der Faktor, der mit die Hauptlast trägt und die Probleme lösen kann“, so der Vorsitzende.

Ein ausgewiesener Boden-Fachmann, Diplom-Agraringenieur Christoph Felgentreu (Mitglied des Vorstands in der IG gesunder Boden e.V.) beleuchtete in seinem Vortrag den neuen Kooperationsvertrag aus fachlicher Sicht. Er ging besonders auf den Bodenschutz und die erweiterte Bodenuntersuchung als Werkzeug für die Landwirtschaft und den Grundwasserschutz ein. Die Ziele seien nur „gemeinsam mit allen Landwirten“ erreichbar, wobei „die individuellen Bedürfnisse und Besonderheiten der Betriebe“ zu berücksichtigen seien und alle Beteiligten voneinander lernen könnten. Der Vortragende verwies auf die unterschiedlichen geologischen Gegebenheiten und Naturräume, auf den Kohlenstoff und dessen Bedeutung und auf den Bodenaufbau bzw. dessen Entwicklung. „Der Boden ist ein Organismus, der atmet. Ohne flache, den Boden schonende Bodenbearbeitung geht Landwirtschaft nicht“, gab er quasi als Maxime vor. Dadurch könne die Natur mit ihren kleineren und größeren Bodenlebewesen sowie Mikroorganismen ihre „Arbeit“ zum Humus-Aufbau leisten.

Angesichts der Reduzierung chemischer Produkte gewinne die natürliche Abwehr von Pflanzen gegen Schädlinge an Bedeutung, ebenso die Optimierung des Nährstoffmanagements (z.B. durch geeignete Zwischenfrüchte), eine dichtere Durchwurzelung des Bodens und die Reduzierung von Umweltbelastungen. Als zentral sieht der Boden-Fachmann die biologischen Prozesse im Boden („Pilze fördern, Humus-Abbau reduzieren!“ - Regenwurm) und den Einsatz entsprechender Technik (pfluglose Systeme). Als weiteren Grundsatz schrieb er den Zuhörern „Qualität vor Ertrag“ ins Stammbuch. „Ein langer Atem ist nötig“, fasste Felgentreu zusammen und motivierte zu einer stärkeren Be(ob)achtung des Bodens.

Die beim Beratungskonzept der Kooperation zu berücksichtigenden einzelbetrieblichen Besonderheiten beleuchteten Martin Prey und Christian Fuchsgruber von der BBVLandSiedlung GmbH. Dies betraf Aspekte der Landbeschaffenheit und Naturschutzauflagen. „Wir raten, mit kleineren Flächen zu beginnen“, gab Prey als Tipp. Sein Kollege Fuchsgruber rückte die Bodengare, also den Idealzustand eines fruchtbaren Bodens, in den Mittelpunkt, aber auch die Regenwürmer sowie für die Neubildung von Grundwasser wichtige Faktoren (Zwischenfrucht, Versickerung, Bodenbedeckung, usw.). „Das Ziel muss ein sauberes Grundwasser sein“, schloss Fuchsgruber.

Über die hydrogeologischen Zusammenhänge informierten Diplom-Geologin Evi Anders und Diplom-Agraringenieur Felix Schmitt. Anhand des im zweiten Teil besuchten Feldes beschrieben sie die Lage der Brunnen, die engere und weitere Wasserschutzzone und die örtlichen Besonderheiten (Karstgebiet, geringe Bodendeckschichten, Dolinen, Oberflächenabfluss und -entwässerung) und erklärten die förderfähigen Maßnahmen anhand der erstellten Deckschichtenkarte.

Den Praxisteil begleiteten wir auf dem Feld des Musterbetriebs von Josef Höss, der in Grafenstadel (Stadt Hemau) 50 Hektar (davon 30 Hektar Acker) bewirtschaftet. Seit zwei Jahren hat er auf biologische Landwirtschaft umgestellt und damit auch die Bearbeitung seiner unterschiedlichen Böden etwas verändert. Bei den Zwischenfrüchten waren seine Erfahrungen noch etwas durchwachsen. Die Gegebenheiten eigneten sich aber gut für pH-Wert-Messungen von Bodenproben mit Erläuterung der chemischen Struktur sowie Düngevorschlägen. Ein Katalasetest (Bakterienkulturen) stand ebenso auf dem Programm wie der Ringtest (Versickern von Wasser). Außerdem wurde der aktuelle Stand der drei hier angesäten Zwischenfrucht-Mischungen, welche die Kooperation selbst im Angebot hat, in Augenschein genommen.


Quelle: Markus Bauer